OMAS GEGEN RECHTS Berlin  /  Deutschland-Bündnis

Erinnern und mahnen – Danke an Vlore (ELTERN GEGEN RECHTS)

Wir dokumentieren die Rede von Vlore auf unserer Kundgebung am Denkmal für die ermordeten Juden Europas am 26.4.2025 und sagen DANKE.

Wir stehen heute an einem bedeutenden Denkmal.
Ein Ort der Erinnerung.
Und ich möchte heute drei Menschen in unser kollektives Gedächtnis zurückholen –
Menschen, die zu oft übersehen oder längst vergessen sind.


Der erste Mensch, an den ich erinnern möchte, ist Hugo Bettauer.

Der jüdische Schriftsteller veröffentlichte 1922 seinen dystopischen Roman:
„Die Stadt ohne Juden“ –
eine bitterböse Satire über den Antisemitismus seiner Zeit.

Darin lässt ein fiktiver Politiker alle Jüdinnen und Juden aus Wien vertreiben.

Nur drei Jahre später, 1925, wurde Bettauer ermordet.
Nach wochenlanger Hetze in der Presse.
Von einem NSDAP-Mitglied: Otto Rothstock.
Mit einem einzigen Schuss.
Ein Mord – begangen im Namen der sogenannten „Moral“.

Rothstock wurde verhaftet.
Doch das Gericht erklärte ihn –
auf Empfehlung seines nationalsozialistischen Anwalts –
für „geisteskrank“.

Nach nur 20 Monaten verließ er die Psychiatrie.
„Geheilt“.
Von Spenden aus der Bevölkerung unterstützt.
Jahrzehnte später –
in einem Fernsehinterview –
brüstete sich Rothstock noch mit Bettauers Ermordung.

Kein Wort der Reue.
Kein Funken von Scham.

So früh begann der Terror.
So spät – endete er nie wirklich.


Der zweite Mensch, an den ich heute erinnern möchte, ist vielleicht einigen von Euch bekannt:
Artur Landsberger.

Ein Berliner Jude.
Ein Autor.
Ein unbequemer Geist.
Einer, der die Elite seiner Zeit mit scharfer Feder entlarvte.

In den 1920er-Jahren verschrien als „Gossenliterat“.
Geliebt vom Volk.
Verachtet von den oberen Zehntausend.

1925 – im selben Jahr wie Bettauers Ermordung
und der Veröffentlichung von Hitlers „Mein Kampf“ –
erschien Landsbergers Roman: „Berlin ohne Juden“.

Darin stellt er sich eine Hauptstadt vor,
aus der alle jüdischen Menschen verbannt wurden.

Was bleibt?

Leere.
Verlust.
Verödung.
Er erkannte früh:
Die jüdische Bevölkerung war tief verwoben
mit dem kulturellen und intellektuellen Leben dieser Stadt.

Ihre Auslöschung war nicht nur Unrecht –
sie war ein Angriff auf das Wesen Berlins selbst.

Landsberger hatte keinen Plan B.
Dafür liebte er Deutschland zu sehr.

Wie dieses Zitat aus dem Vorwort zu „Berlin ohne Juden“ belegt:

„Denn das tragische Schicksal (m)eines Vaterlandes machte mich nicht zu einem armen – darauf pfeif’ ich –,
sondern auch zu einem einsamen und unglücklichen Menschen.
Das Tragen dieses Schmerzes aber erscheint mir als Maßstab für den Patriotismus eines Menschen
zuverlässiger als das Tragen von Hakenkreuzen und das Absingen patriotischer Lieder.“

Am 4. Oktober 1933 nahm sich Artur Landsberger das Leben.

Er erlebte nicht mehr,
wie seine Dystopie bittere Realität wurde.

1940 erschien das „Lexikon der Juden in der Musik“ –
ein erschreckendes Dokument systematischer Auslöschung jüdischer Kultur.

Viele der darin genannten Namen –
waren Menschen, die Landsberger einst literarisch in seiner Dystopie verarbeitet hatte. 

Der dritte Mensch, an den ich heute erinnern möchte,
war ein Freund meiner Familie:
Sadri Berisha.

Ich war zwölf Jahre alt.

In der Nacht zum 8. Juli 1992
wurde Sadri Berisha – ein 55-jähriger Kosovo-Albaner, Muslim, Gastarbeiter –
im Schlaf von Neonazis erschlagen.
Mit einem Baseballschläger.
Zwei Schläge auf den Hinterkopf.
In Kemnat bei Stuttgart.

Er hatte niemandem etwas getan.
Er war einfach nur da.

Sadri war ein Freund meines Vaters.

Ich habe diesen Teil unserer Familiengeschichte lange verdrängt.
Vielleicht, weil die Asylheime brannten.
Vielleicht, weil ich zu jung war.
Vielleicht, weil wir geglaubt haben –
es würde irgendwann besser werden.

Heute beginnt die nächste Generation meiner Familie in Deutschland zu leben.

Meine Nichte ist mit ihren zwei Kindern ins Ruhrgebiet gezogen.
Die Kinder sind 7 und 9 Jahre alt.
Sie sprechen kaum Deutsch.
Aber sie sind da.

So wie Sadri einst da war.
So wie ich da war.
So wie wir alle hier sind.

Und wieder frage ich mich:
Wie konnte passieren, was passiert ist?

Heute weiß ich:
Mit unserem Schweigen machen wir uns zu Mittäterinnen und Mittätern.



Es gibt keine Grauzone.
Es gibt keine Neutralität.

Es gibt Faschisten –
und es gibt Antifaschisten.

Dazwischen gibt es nichts.

Wir sind heute hier,
weil wir uns entschieden haben.
Weil wir laut sind.
Weil wir erinnern.
Und weil wir handeln wollen.



Für Hugo.
Für Artur.
Für Sadri.

Für unsere Kinder.

Für unsere Demokratie.
Für eine Zukunft,
in der niemand mehr Angst haben muss,
weil er oder sie „anders“ ist.

Alles richtig gemacht! Gemeinsam aufklären! Immer wieder!

Es lagen faule Eier im Osterkorb – siehe Share-Pic. Alle unsere Befürchtungen haben sich bestätigt. Danke an Alle, die mit uns gemeinsam auf der Straße waren – für den wirklichen Frieden. Danke an die antiverschwurbelte Aktion, die stabilen Menschen von der DFG-VK aus Berlin und Vitsche und unsere FRIENDS. Eine Performance von Vitsche ärgerte die Rechten und Rechtsextremen sehr. Auch die OMAS GEGEN RECHTS, die bei Vitsche standen, wurden medial angegriffen und verunglimpft – sie stünden gemeinsam mit Rechtsextremen – erwähnt wurde zum Beispiel in einem Kommentar eine „Oma mit Hakennase“. Das sagt nichts über die Oma und die OMAS GEGEN RECHTS, aber viel über diejenigen, die da agieren.

Mit Tuchholsky an der Seite – Kundgebung gegen Naziaufmarsch von Ferat S.

Bereits im Dezember mussten wir uns gegen den Naziaufmarsch einer kleinen Gruppe stellen, die durch Berlin laufen wollte. Da, wo wir standen, war dann Schluss. Zu viele Menschen auf der Straße – „unterschätz nie eine OMA“. Jetzt wirbt Ferat S. erneut – die Hand in eindeutiger Geste erhoben – für einen Marsch durch Berlin. Die Strecke der Rechtsextremen führt auch an der Oranienburger Str. vorbei, in der sich die Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum – befindet. Es wird Schabbat sein. Und wir werden eine sichtbare Haltelinie bilden. Gegen ein SCHON WIEDER! Die Warnung von Tucholsky erneuern wir.

Küsst die Faschisten
Gegen rechten Aufmarsch

„Die verstehen da drin ja ihr eigenes Wort nicht!“ – laut gegen Nazis

Die OMAS GEGEN RECHTS bedanken sich bei allen Antifaschist*innen, die uns gestern vor dem Braunen Haus in Blankenburg unterstützt haben. Es ist so viel los in Berlin und Schnee ist zwar auch mal schön, aber Kälte und Matsch sind es nicht – wir rechneten gestern mit einer eher kleinen Kundgebung. Aber viele junge Menschen hatten sich auf den Weg gemacht und unterstützten uns lautstark. Vielen Dank dafür. Der Polizei hat nicht so gut gefallen, dass wir so laut waren – sie meinte: „Die verstehen da drin ja ihr eigenes Wort nicht!“. Ja, genau das war beabsichtigt. Wir wollten laut sein und deutlich sagen, was wir meinen: „Alle zusammen gegen den Faschismus“, „Freiheit für den Adenauer“ und „Alerta, Alerta … “ – in verschiedenen Ausführungen. Wir waren gegittert und ein Polizeihund war auch vor Ort. Der arme Hund. Aus gewöhnlich gut informierten Quellen erfuhren wir, dass er trotz allem Spaß hatte. Soweit so gut. Trotzdem: Es muss aufhören, dass Hunde auf Demonstrationengegen die Demonstrierenden eingesetzt werden.

Eine kleine Abordnung vom faschistischen III. Weg wurde gesichtet – ob sie dann Beatrix von Storch auch noch persönlich umarmt haben, wissen wir nicht – aber eines war deutlich: Wir Antifaschist*innen stehen gemeinsam gegen rechte Hetze und wir können sehr laut sein!

PS.: Ein besonderer Dank an all unsere Friends, die uns immer wieder abschirmen und aufpassen, dass uns gewisse gewissenlose Leute nicht zu nahe kommen! Danke auch für die Spende an die OMAS GEGEN RECHTS. Den Transparenzbericht lesen wir bei nächster Gelegenheit vor.

Schneemann für Dem,okratie

Keine Macht den Brandstifter*innen! Freitag – 14.2. in Blankenburg – Protest ab 17:45 Uhr

Wir sollen die „unbescholtenen“ Bürger, die am Bürgerdialog der #noAfD teilnehmen wollen, doch nicht stören – sagt die Polizei. Doch darum geht es ja gerade: Wer eine Veranstaltung einer rechtsextremen Partei besucht, muss sich gefallen lassen, dass ihm das vorgehalten wird. Laut und unfreundlich, aber natürlich friedlich. Wir dürften uns denen nicht nähern, sagt die Polizei. Diesselbe Polizei, die nicht zur Strelle war, als ein #noAfD-Aktivist durch unsere Kundgebung trollte und Portraits machte. Die Gegenmeinung hinnehmen – liebe Polizei – das muss im übrigen auch die Brandstifter*innen und Biedermänner*innen-Gruppe.Wir nehmen unser Demonstrationsrecht in Anspruch, weil wir verhindern müssen, dass wir irgendwann nicht mehr demonstrieren dürfen. Nein, wir lassen uns nicht einschüchtern, nicht durch 2, 4 oder 6 Funkwagen mit Signalhorn und auch nicht durch laut bellende Hunde. Wir werden immer wieder kommen. 

#b1402 Protest gegen „Bürgerdialog“